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longtermparking

Armand Pierre Fernandez ("Arman"): Long Term Parking (1982)

en bloc für die Ewigkeit

Wer in der Region von Paris den künstlerischen Remineszenzen rund um den Ami6 (und auch anderen Automobilen) auf der Spur ist, kommt um das eher unscheinbare Jouy-en-Josas nicht herum. Hier, rund 7km von Versailles und keine 10 Autominuten vom heutigen PSA-Entwicklungszentrum in Vélizy und vom Flughafen Villacoublay entfernt (hier wurde der Ami6 der Presse im April 1961 vorgestellt), steht nämlich das bemerkenswerteste Kunstobjekt der Region, ein Arrangement von 59 Autos, die in einer großen Stele von satten 1600 Tonnen Beton eingelassen sind.

Arman: Long Term Parking (1982) Abb. 1: Arman: Long Term Parking (1982)

Im Garten des Schlosses von Montcel findet sich auf einer quadratischen Grundfläche von 6m x 6m dieser 19,5m hohe Block, der 1982 in rund 6 Monaten Bauzeit und zu Kosten von rund 1 Million Franc entstanden ist. Ursprünglich sollte die Skulptur in Chicago errichtet werden, das Konzept hat der seit den 60er Jahren in den USA lebende und 1973 dort eingebürgerte Objektkünstler Armand Pierre Fernandez, genannt „Arman“, bereits im Jahr 1976 erstellt - nur die zum Bau erforderlichen Genehmigungen werden von der amerikanischen Stadtverwaltung nicht erteilt…

Erst ein 6 Jahre später stattfindendes Treffen mit dem Industriellen und Philanthropen Jean Hamon, der auch als Mäzen von César, Tinguely, Niki de Saint Phalle, Spoerri und anderen zeitgenössischen Künstlern deren Arbeit unterstützt, macht den Bau des beeindruckend hohen Turms möglich. Ab 1984 bis 1993 hat die Fondation Cartier das Gelände angemietet, was die Objekte aus der Epoche des kreativen Expressionismus einem drohenden Abriß entzieht.

Betonhart - und dennoch im Wandel

Armand Pierre Fernandez/ Arman (1928-2005) Abb. 2: Armand Pierre Fernandez/ Arman (1928-2005)

Die Symbolik des Objekts ist für Arman, einem der Begründer des „neuen Realismus“ (1960), durch drei wesentliche Merkmale gekennzeichnet.

Zum einen sind es die Automobile, die als Symbole des industriellen Zeitalters gelten, aber auch untrennbar mit der Konsumgesellschaft verbunden sind. Zugleich werden sie für spätere Generationen sicherlich auch als Fossile unserer Kultur von Bedeutung sein.

Für Arman hat der Beton als formbares Material eine besondere Bedeutung, aber nicht nur als Werkstoff und Bausubstanz. Vielmehr läßt sich mit ihm - oder sagen wir besser in ihm - eine Aufeinanderschichtung realisieren, analog zu den Sedimenten in der Geologie.

Zum Dritten sind für Arman Erosion und Korrosion die Symbole der Vergänglichkeit unserer Zeit. Sie werden auch diesem Objekt früher oder später zu Leibe rücken und es in einen anderen Zustand transformieren. Was wird von den Autos übrigbleiben, wenn der Zahn der Zeit, Witterung und Umwelteinflüsse an ihnen genagt haben werden?

In ähnlicher Weise hat Arman in Beirut 1995 ein nahezu bautypgleiches Monument erbaut, diesmal allerdings mit Panzern und anderen Militärfahrzeugen, dem man erst recht die Symbolik der Vergänglichkeit von Krieg unterstellen möchte!

Heute: Ein Bild des Jammers!

Zu Beginn wurde das kolossale Objekt in Jouy-en-Josas alle drei Jahre einer Restauration unterzogen, um dem Zahn der Zeit den notwendigen Einhalt zu gebieten. Mittlererweile sind seit rund 15 Jahren die Pflegearbeiten eingestellt, sodaß Armans ursprüngliche Idee, die Automobile verrotten zu sehen und nur noch den dann hohlen Betonblock als „Negativform“ betrachten zu können, zunehmend wahrscheinlicher wird. Übrigens ist die Skulptur von innen hohl; man kann sie von oben zu Wartungszwecken über eine kleine Klappe begehen.

Arman: Long Term Parking (1982) Abb. 2: Arman: Long Term Parking (1982)

Wir fanden einen Ami6 Break Club in „vert iris“ grün (und damit auf 1969 datierbar) an einer der Ecken auf der untersten Ebene vor, in roh belassenem Beton eingegossen. Natürlich hat nicht nur der Zahn der Zeit am Fahrzeug genagt - auch Besucher haben vor langer Zeit alle beweglichen Teile wie z.B. die „Club“-Scheinwerfer-Chromringe, Lampengläser und Tankdeckel entwendet. Die Scheinwerfer-Reflektoren sind dunkelbraun durchkorrodiert. Es scheint, als läge die Last all der anderen Fahrzeuge (zumeist französische Modelle; darunter u.a. Traction, DS, GS Break, Peugeot 204 und 504, VW Käfer, Simca Aronde, Fiat 500 und 126, Renault 12, und 50 andere) darüber auf ihm! Das Reifengummi der Michelin-Pneus dagegen wirkt noch immer frisch.

Für diejenigen, die planen sollten, einen näheren Blick auf dieses einzigartige Werk zu werfen: Der Schloßpark in Jouy-en-Josas ist in Privatbesitz und rundum von einer 4m hohen Mauer hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen. Die wenigen Türen sind allesamt blockiert und verriegelt, sodaß der Zugang zum Objekt nicht möglich ist. Am Wochenende ist auch der einzige Haupteingang abgesperrt. Wochentags stehen die Räumlichkeiten des Schlosses für Seminarveranstaltungen auf Anfrage zur Verfügung. Im Winter lassen die laubfreien Bäume einen relativ guten Blick auf die Skulptur zu. Im Sommer ist es hingegen schwierig, ein repräsentatives Foto zu schießen, weil die dichte Bewaldung kaum vernünftige Photoperspektiven insbesondere auf die höheren Ebenen zuläßt.

Es ist ratsam, vorab telefonisch einen möglichen Besichtigungstermin mit dem Eigentümer zu vereinbaren, um eine vergebliche Anreise zu vermeiden. Vom Haupttor aus kann das Objekt in dem mittlererweile stark bewaldeten Park aus rund 100m Entfernung nämlich kaum ausgemacht werden - geschweige denn daß Details erkennbar wären…

Es sei noch angemerkt, daß die DS „Le Schmilblic“ aus der 50-Jahre-DS Ausstellung 1995 im FIAC ebenso von Arman stammt.

Die Website des 2005 verstorbenen und nunmehr auf dem Pariser „Pere Lachaise“-Friedhof beigesetzten Künstlers:
http://www.arman-studio.com/ sowie http://www.arman.com/

2008 stand das Schloß samt Skulpturen zum Verkauf:
http://www.cawa.fr/for-sale-offrez-vous-un-chateau-pres-de-versailles-article001694.html

longtermparking.txt · Zuletzt geändert: 2009/12/21 09:13 (Externe Bearbeitung)